Wer mehrere Kinder hat, muss schon ein sehr dickes Fell haben, um sich nicht regelmäßig die Frage zu stellen, ob er ihnen gerecht werden kann und ob so etwas wie gute Erziehung ab zwei Kindern aufwärts überhaupt noch möglich ist. Dieses schlechte Gewissen wird auch dadurch „gefüttert“, dass Eltern gegenüber Kindern bestimmte Dinge lieber geheim halten. Was das für Geheimnisse sind und inwieweit sie schlimm sind (oder vielleicht auch nicht), erfährst du in diesem Artikel.
1.) Eltern haben meist ein Lieblingskind.
Auch wenn es ein absolutes Tabu für Eltern ist und es niemand zugibt – die meisten Eltern haben (zumindest zeitweise) ein Lieblingskind. Welches Kind das ist, kann ganz unterschiedlich sein. Es kann mit der Geschwisterposition zusammenhängen, sodass ein Elternteil beispielsweise das erstgeborene Kind bevorzugt. Manchmal ist es wiederum gerade das Nesthäkchen, das Mamas oder Papas Liebling ist. Es kann das schwächere Kind sein, weil es mehr Unterstützung braucht. Oder es ist das Kind, das vom anderen Elternteil weniger Aufmerksamkeit erfährt.
Solange eine „ausgleichende Ungerechtigkeit“ besteht, ist das kein Problem. Erst wenn ein Kind über einen längeren Zeitraum immer bevorzugt wird, muss man sich Sorgen machen. Denn es kratzt nicht nur am Selbstwertgefühl des benachteiligten Kindes, wenn es immer zurückstecken muss. Auch das bevorzugte Kind kann durch die Ungleichbehandlung Komplexe bekommen bzw. es wird nicht damit umgehen können, wenn es außerhalb der Familie nicht die Nummer 1 ist. Durch eine einseitige Bevorzugung wird nicht nur das Verhältnis zwischen den Eltern und Kindern belastetet, es kommt auch zu Eifersucht unter den Geschwistern.
2.) Eltern tun nur so, als ob sie ihre Kinder gleichbehandeln.
Ungleichheit in der Erziehung bedeutet nicht Ungerechtigkeit. Es ist gar nicht sinnvoll, seine Kinder gleichzubehandeln, da sie unterschiedliche Bedürfnisse und Fähigkeiten haben. Während manche Kinder zum Beispiel sehr viel Anleitung beim Spielen brauchen, sind andere fast schon Selbstläufer. Wenn man sich bei den Zweitgenannten genauso einbringen würde, würden sie das wahrscheinlich als Einmischung empfinden und nicht als Zuwendung. Da man das seinen Kindern aber nicht immer vermitteln kann, ist es oft einfacher zu behaupten, man würde sie gleichbehandeln.
3.) Eltern ist es oft egal, ob ein Geschwisterstreit gerecht geschlichtet wird.
Grundsätzlich möchten Eltern natürlich, dass Kinder lernen, Konflikte friedlich und fair beizulegen. Im normalen Alltagswahnsinn kann es einem aber schon mal wurscht sein, wer beim gefühlt hundertsten Streit des Tages angefangen hat, worum es eigentlich ging und wer sich bei wem entschuldigen muss. (Das sollte man natürlich nicht laut sagen, wenn einem die Charakterentwicklung der Kinder am Herzen liegt.)
Die gute Nachricht ist, dass es gar nicht nötig ist, dass Eltern sich als Schiedsrichter ihrer Kinder betätigen, auch wenn sie oft in diese Rolle gedrängt werden. Wichtiger ist, dass sie den Kindern bei Streitfällen zuhören und moderieren, sodass sich die Kinder wahrgenommen fühlen. Denn darum geht es eigentlich: Aufmerksamkeit von den Eltern. Wie wichtig es ist, dass Eltern nicht immer abgelenkt sind, zeigt dir unser Artikel über 9 Erziehungsfehler, unter denen Kinder leiden.
4.) Eltern wissen nicht, was sie tun.
Familienleben kann sich manchmal wie ein Flugzeugabsturz anfühlen. Eine weitere Gemeinsamkeit: In beiden Fällen ist es wichtig, dass die Verantwortlichen den Eindruck vermitteln, sie hätten alles unter Kontrolle und wüssten immer, was als Nächstes zu tun ist. Hinzu kommt, dass man von Eltern mit mehreren Kindern automatisch erwartet, dass sie routinierter sind – schließlich haben sie schon deutlich mehr „Flugstunden“ auf dem Buckel.
Obwohl Kinder Sicherheit brauchen, müssen Eltern sich aber nicht auf Teufel komm raus verstellen. Wenn sie mal nicht weiterwissen, dürfen sie sich das ruhig eingestehen. Denn für Kinder ist es auch wichtig, dass ihre Eltern authentisch sind und ihre verletzliche Seite zeigen. Sonst wird auch für die Kinder Druck aufgebaut, perfekt sein zu müssen.
Wie du anhand der 4 Beispiele gesehen hast, gibt es viele Gelegenheiten, wo man als Eltern unnötigerweise verunsichert ist, ob es einem gelingt, seine Kinder richtig zu erziehen. Dass gute Erziehung auch immer eine Frage der Gesellschaft und Zeit ist, in der man lebt, zeigt dir unser Artikel über 7 Dinge, die Kinder heute nicht mehr lernen.