Der Begriff „Egoismus“ stammt aus dem Lateinischen (ego = ich) und bedeutet so viel wie Eigenliebe oder in abgeschwächter Form Eigeninteresse. Egoistische Menschen denken demnach nur an sich selbst, handeln aus dem eigenen Interesse heraus und nehmen dabei auch billigend in Kauf, dass ihre Handlungen und Entscheidungen anderen schaden könnten. Deshalb ist Egoismus häufig negativ konnotiert und egoistisches Verhalten verärgert viele. Oftmals haben Menschen auch Angst, für egoistisch gehalten zu werden.
Doch Egoismus findet sich von Zeit zu Zeit in jedem von uns. Denn würden wir nicht in manchen Situationen unsere eigenen Interessen verfolgen und uns über Wünsche und Ziele Gedanken machen, um im Leben weiterzukommen, liefen wir Gefahr, von anderen ausgenutzt zu werden, die unsere Hilfsbereitschaft als Schwäche ansehen. Egoistisch zu sein, ist also keine grundsätzlich schlechte Charaktereigenschaft, und es wäre falsch, sie ausschließlich negativ zu betrachten.
Ein gesunder Egoismus ist sinnvoll und in einigen Momenten durchaus angebracht. Besonders in den folgenden 9 Situationen kann es nicht schaden, ein wenig egoistischer zu sein.
1. Nichts tun
Wenn sich eine Person schuldig fühlt, weil sie nicht imstande ist, Termine einzuhalten, oder nicht so produktiv ist wie andere, kann das ein Zeichen für ein geringes Selbstbewusstsein sein, gekoppelt mit einem hohen Sinn für Verantwortung. Es gibt tausende Artikel darüber, wie man seine Arbeit optimieren kann, um noch mehr zu schaffen. Darüber vergessen wir allerdings, dass es manchmal besser wäre, egoistisch zu sein und sich einfach zurückzulehnen, zu entspannen und Zeit für sich selbst zu nehmen, um wieder effektiver arbeiten zu können.
2. Entschädigung verlangen
Ein schlechter Haarschnitt, eine zu salzige Suppe oder fehlerhafte Ware sind ein guter Grund, sich zu beschweren und eine Entschädigung zu verlangen. Experten empfehlen sogar, in genau solchen Situationen seiner Unzufriedenheit Ausdruck zu verleihen und darum zu bitten, die ärgerliche Situation zu bereinigen oder, wo dies nicht möglich ist, eine Entschädigung zu erhalten. Waren oder Dienstleistungen, für die du bezahlst, sollten zu deiner Zufriedenheit sein, und du solltest dich nicht schämen, dies auch zu verlangen und kundzutun.
3. Seinen Platz einnehmen
In der Bahn oder dem Flugzeug gibt es immer wieder Personen, die dich darum bitten, den Platz mit ihnen zu tauschen – aus welchem Grund auch immer. Doch dies solltest du nicht tun, wenn du es nicht willst. In einer solchen Situation musst du dich auch nicht für deine Entscheidung rechtfertigen oder gar entschuldigen. Es ist dein gutes Recht, egoistisch zu sein. Es gibt schließlich die Möglichkeit, seinen Sitzplatz vor dem Beginn der Reise zu buchen.
4. Nach einer Gehaltserhöhung fragen
Das Hochstapler-Syndrom lässt Menschen trotz sehr guter Leistungen an sich selbst zweifeln. Sie denken häufig, sie seien nicht gut genug für ihre aktuelle Position, sehen eine Gehaltserhöhung als nicht gerechtfertigt an und würden schon gar nicht selbst danach fragen. Trotz solcher Zweifel solltest du aber egoistisch sein und deinen Chef um mehr Geld bitten, wenn du Interesse an einer höheren Position und das Gefühl hast, dieser anspruchsvolleren Aufgabe auch gerecht zu werden.
5. Arbeit und Privatleben trennen
In vielen Berufen wird es als egoistisch angesehen, wenn man von seinen Kollegen und Klienten verlangt, nach Feierabend nicht mehr gestört zu werden. Dabei sollte dies selbstverständlich sein. Psychologen sind sogar der Meinung, dass ein solches Verhalten nichts mit Egoismus, sondern vielmehr mit Selbstschutz zu tun hat. So verhinderst du, einen Burnout zu erleiden.
6. Sich nicht an Klatsch beteiligen
Mit den Freunden oder auch Kollegen zu tratschen, ist eine weit verbreitete Angewohnheit vieler Menschen. Sich dem zu widersetzen, wird vielerorts als egoistisch angesehen und birgt Konflikte. Doch du musst dich nicht am Klatsch beteiligen, wenn du es nicht willst. Es ist für deinen Seelenfrieden sogar besser, wenn du den anderen bestimmt sagst, dass du keine Lust auf Tratsch hast – auch wenn dies für manche unverständlich ist oder gar hart klingt.
7. Jedermanns Kummerkasten sein
Wenn dich dein Freund jeden Tag aufs Neue anruft, nur um sich ausschließlich über sein eigenes Leben zu beschweren, solltest du über eure Freundschaft nachdenken. Freunde sollten sich gegenseitig helfen und unterstützen. Achte nach einem Gespräch mit deinem Freund darauf, wie du dich fühlst, und sei ruhig egoistischer, wenn du das Gefühl hast, nur sein Kummerkasten zu sein. Eine Freundschaft sollte in beide Richtungen funktionieren und auch dir Halt geben.
8. Dinge allein tun
Dein Leben für andere zu leben, scheint eine noble Eigenschaft zu sein, doch das hat häufig verheerende Konsequenzen. Besonders in Beziehungen sollte ein Mensch in der Lage sein, seine realen Wünsche von denen des Partners zu trennen und seine eigenen Träume wahr werden zu lassen. Psychologen sind sogar der Meinung, dass nur Menschen mit einem ausreichenden Selbstbewusstsein und der Fähigkeit, Dinge allein zu tun, glückliche Beziehungen führen und gute Eltern sein können.
9. Sich nicht vor der öffentlichen Meinung fürchten
Die Fähigkeit, egoistisch zu sein und die eigenen Emotionen und Meinungen frei zu äußern, ist eine der Hauptcharaktereigenschaften von starken Persönlichkeiten. Starke Menschen schämen sich nicht, Nein zu sagen zu einem Meeting oder einer Person, an dem/der sie nicht interessiert sind, oder dafür, ihre Meinung zu vertreten oder sich zu blamieren.
Nahezu jeder Mensch hatte bereits mit solchen Menschen zu tun, die sich deutlich mehr für sich selbst interessieren als für andere, und darüber verächtlich geschnaubt. Doch es ist ebenso schädlich, seine eigenen Bedürfnisse nicht zu berücksichtigen und ständig hintanzustellen. Wie bei fast allem im Leben kommt es auch beim Egoismus auf eine gesunde „Portion“ an. Denke also ruhig öfter mal an dich selbst und tu, wonach dir der Sinn steht.