Was früher der obligatorische Blumenstrauß zum Muttertag war, nimmt heute ganz andere Formen an. Ob die Veränderungen auch besser sind, sei dahingestellt. Oder was hältst du von Kuchen und Schlüsselanhängern in Brustform oder Glückwunschkarten mit Aufschriften wie „Mom, you’re the breast“ („Mama, du bist die Brüste“ statt „Mama, du bist die Beste“)?
Die „Goldenen Brüste“ und ähnliche Auszeichnungen haben ihren Ursprung in englischen Babyforen und zielen darauf ab, Mütter dabei zu unterstützen, möglichst lange zu stillen bzw. ihnen für die absolvierte Stillzeit Anerkennung zu zollen. „Goldene Brüste“ verdient sich eine Mutter, wenn sie 1 Jahr lang voll stillt. Es geht aber natürlich nicht erst mit den Brüsten in Gold los – die Rangliste der Brust-Jubiläen zeigt einen unerwarteten Reichtum an Abstufungen:
- Bronzene Brüste = 3 Monate stillen
- Silberne Brüste = 6 Monate stillen
- Goldene Brüste = 1 Jahr stillen
- Platin-Brüste = 1,5 Jahre stillen
- Diamantene Brüste = 2 Jahre und länger stillen
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
Weshalb gibt es eine Belohnung dafür, dass Frauen stillen?
Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sollten Mütter ihr Baby im Idealfall 6 Monate voll stillen und bis zum vollendeten 1. Lebensjahr begleitend weiterstillen, unter anderem, um beim Kind Allergien und späterem Übergewicht vorzubeugen. Der Standpunkt, dass Stillen das Beste für die Entwicklung des Kindes sei, ist auch unter Ärzten und Hebammen Konsens.
Allerdings ist Stillen für die wenigsten Mütter ein „Spaziergang“, da es mit wunden Brustwarzen, Milchstau, Brustentzündung (Mastitis) und anderen Beschwerden einhergehen kann. Aber nicht nur körperlich, auch psychisch kann Stillen belastend sein, unter anderem, weil man als stillende Mutter ständig zur Verfügung stehen muss oder den logistischen Aufwand hat, die Muttermilch pünktlich abzupumpen.
Wenn man zu den wenigen Müttern gehört, die das Langzeitstillen praktizieren, hat man zusätzlich mit gesellschaftlichen Vorurteilen zu kämpfen, denn es herrscht eine gewisse Doppelmoral, was das Stillen angeht: „Stillen an sich ist toll, aber bitte ja nicht, wenn das Kind größer ist.“ Die „Bronzenen Brüste“ und die darauffolgenden Auszeichnungen sind also auch eine Belohnung fürs Durchhalten trotz all der Schwierigkeiten.
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
Gesellschaftlicher Druck auf „Flaschenmamas“
Bei aller Anerkennung, die die Auszeichnungen für stillende Mütter bedeuten, gibt es auch eine Kehrseite der Medaille – denn nicht alle Mütter stillen. Auch wenn es vielleicht wünschenswert ist, ist es manchmal schlicht nicht möglich, ein Baby zu stillen. Vielleicht ist das Baby zu schwach, um an der Brust zu trinken, die Muttermilchproduktion ist eingeschränkt oder die Mutter muss Medikamente einnehmen. Und auch wenn es keine äußeren Hindernisse gibt, haben Frauen ein Recht darauf, über ihren eigenen Körper zu bestimmen und das Stillen zu verweigern. Während stillende Mütter durch Auszeichnungen belohnt werden, fühlen sich „Flaschenmamas“ womöglich ausgeschlossen und abgewertet.
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
Schlussendlich ist es zwar schön, dass durch die sozialen Medien das Bewusstsein dafür geschärft wird, was Mütter eigentlich leisten. Aber das sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass so auch der Druck stetig wächst, einem bestimmten Bild von Mutterschaft zu entsprechen, das überall präsentiert wird. Langfristig ist es nämlich nicht nur für Mütter, sondern auch für Kinder gut, wenn Eltern die Sache etwas entspannter angehen und sich weniger an irgendwelchen Idealvorstellungen messen. Andernfalls besteht die Gefahr, dass man seinem Kind ungewollt schadet, weil man es als Projekt betrachtet, bei dem man nicht versagen darf, wie dir auch dieser Artikel über Rasenmäher-Eltern zeigt. Sag uns mit einem Klick deine Meinung in der folgenden kurzen Umfrage: