Hast du dir auch schon Dinge gedacht wie: „Sie sieht aus wie eine Tina!“ oder: „Er sieht gar nicht aus wie ein Sebastian.“ Dann liegst du mit deinen Vermutungen gar nicht mal so falsch. Denn laut einer Studie der American Psychological Association mit 185 Teilnehmern aus Israel und Frankreich sehen Menschen tatsächlich so aus wie deren Name. Hier erfährst du, was damit gemeint ist:
In Israel wurden im Rahmen des Experiments Probanden Porträts von 25 ihnen vollkommen unbekannten Personen gezeigt. Dazu bekamen sie zu jedem Foto eine Liste mit 4 bis 5 Namen. Sie wurden nun gebeten, den Personen jeweils den Namen zuzuordnen, den sie für den echten hielten. Theoretisch liegt hierbei die Chance, den richtigen Namen zuzuordnen, bei 25 Prozent. Doch bei den 70 Teilnehmern stieg die richtige Trefferquote auf 30 Prozent.
In Frankreich kamen die Forscher mit 115 Teilnehmern ebenfalls zu beinahe demselben Ergebnis: Die Wahrscheinlichkeit, den wahren Namen der Fremden zu erraten, lag dort bei 40 Prozent. Besonders erstaunlich war, dass die Treffergenauigkeit in Frankreich beim Namen Veronique auf 80 Prozent stieg. Die israelischen Probanden errieten den Namen Tom dagegen besonders häufig richtig. Hier lag die Quote bei mehr als 52 Prozent.
Auch können laut der Studie Computer so programmiert werden, dass der richtige Name anhand des Gesichts der entsprechenden Person zugeordnet wird.
Frisur und Herkunft erleichtern die richtige Namenszuordnung.
Eine wesentliche Rolle dabei, ob die Teilnehmer mit ihrer Einordnung Recht hatten, spielten auch die Frisuren und die Herkunft der Personen auf den Fotos. Bekamen etwa die israelischen Teilnehmer Fotos von Franzosen gezeigt, konnten sie bei der Namenszuordnung keine höhere Trefferquote als die Zufallswahrscheinlichkeit erreichen. Das Gleiche war auch umgekehrt der Fall, wenn Franzosen den Gesichtern von Israelis Namen zuordnen sollten. Die Ursache für dieses Phänomen erklären die Wissenschaftler mit der Vertrautheit, die sich durch den häufigen Kontakt mit Menschen und deren Namen aus der eigenen Region ergibt. Dies erleichtert es, den entsprechenden Gesichtern die richtigen Namen zuzuordnen.
Um den Einfluss der Frisur auf die Namenserkennung festzustellen, bekamen die Teilnehmer außerdem 3 Bildvarianten gezeigt. Der erste Stapel Fotos zeigte Frisur, Ohren und Hals einer Person, aber die Gesichtszüge wurden unscharf gemacht. Der zweite Stapel zeigte Personen, bei denen Frisur und Hals entfernt wurden, jedoch das Gesicht gut zu erkennen war. Der letzte Stapel zeigte ein normales Portrait, auf dem Haare und das vollständige Gesicht gut zu erkennen waren. Die Ergebnisse zeigten, dass die Teilnehmer mit einer Wahrscheinlichkeit von 36 Prozent den Namen richtig errieten, wenn das vollständige Gesicht sichtbar war. Bei 33 Prozent lag die Treffsicherheit, wenn die Frisur zu sehen war und am geringsten (mit 30 Prozent), wenn nur die Gesichtszüge zu sehen waren. Die Studienautoren gehen davon aus, dass Menschen ihre Frisur entsprechend dem Stereotyp ihres Namens wählen.
Selbsterfüllende Prophezeiung als Erklärung
Laut der Theorie der selbsterfüllenden Prophezeiung beeinflusst die Erwartung bzw. der Glaube an ein Ereignis dessen Auftreten. Das bedeutet, dass die feste Überzeugung von etwas das eigene Verhalten so weit beeinflusst, dass die Prophezeiung letztendlich doch wahr wird. Genauso existieren Erwartungen an andere Personen und deren Verhalten. Genau dieses Phänomen dient den Wissenschaftlern als eine mögliche Erklärung für ihre Forschungsergebnisse.
Die Forscher sind sich sicher: Jeder Name ist mit einer Art Stereotyp behaftet, anhand dessen man der entsprechenden Person den richtigen Namen zuordnen kann. Beispielsweise existiert die Erwartungshaltung, dass ein Bob ein runderes Gesicht hat als ein Tom, wie Dr. Yonat Zwebner von der Hebrew University in Jerusalem erklärt. Menschen sehen zudem, z.B. in den Medien und im Freundeskreis, wie andere Träger ihres Namens aussehen (Frisur, Kleidung, Make-up) und sich verhalten. Dies gilt auch für Figuren in Serien und Filmen. Infolgedessen ändern diejenigen mit demselben Namen ebenso ihr Aussehen, um den kulturellen Erwartungen und Normen des Stereotyps zu entsprechen.
Angehende Eltern sollten sich also ganz genau überlegen, wie sie ihren Nachwuchs nennen möchten. Der Name kann anscheinend einen großen Einfluss auf das Leben des Trägers haben.
questico, amazingdiynow, huffingtonpost